| Anlass: | Es sollte untersucht werden, ob durch eine Sonderbehandlung (Spachteln, Schleifen, Sonderlack) der gesamten Flugzeugoberfläche, im Rahmen einer Serienfertigung eine Verbesserung der Fluggeschwindigkeit gegenüber normal behandelten Serienmaschinen erzielt wird
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| Versuch- durchführung: | Der Serienfertigung der Wiener-Neustäder-Flugzeugwerke wurden 4 normale und 4 sonderbehandelte 109 G 2 Maschinen entnommen.
Mit diesen wurden von einem Augsburger Pilot über der Wiener-Neustädter Messtrecke Stoppflüge durchgeführt.
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| Ergebnis: | Auf Normaltag und 250 m Höhe bei einem Ladedruck von 1,30 kg/cm2 und einen mittleren Gebläsedruck von 1,80 kg/cm2 bezogen ergibt sich eine durchschnittliche Geschwindigkeit der vier sonderbehandelten Maschinen von 527 km/h, der vier Serienmaschinen von 519 km/h.
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| | Durch Sonderbehandlung der Oberfläche lässt sich also ein durchschnittlicher Geschwindigkeitszuwachs von 8 km/h erreichen.
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| | Bei der Nachprüfung der Stoppstrecke ist noch eine geringe Änderung der Absolutwerte zu erwarten.
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Flug | Flugzeuge: Werk nr. | Kennzeichen; | Motors: Werk Nr. | Prüfstands- leistung Ps | Luftschraube
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| 3,5 | 13 438 | CC + ZM | 77 265 | | 13.15539
| 2 | 13 439 | CC + ZN | 76 861 | | 13.16288
| 1,4 | 13 440 | CC + ZO | 76 854 | | 13.16798
| 6 | 13 442 | CC + ZQ | 76 875 | | 13.15429
| 7 | 13 448 | BC + VK | 25 562 | | 13.16836
| 8 | 13 496 | BC + VS | 25 554 | 1322 | 13.17406
| 10,11 | 13 500 | BC + VW | 25 516 | 1283 | 15.4538
| 9 | 13 506 | BJ + WC | 26 592 | 1283 | 15.4518
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Motor: | DB 605 A Werk Nr. Siehe oben.
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| Luftschraube: | 3-flg. VDM-Verstellschraube D = 3,0 Werk Nr. Siehe oben
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Oberfläche: | Serienmaschinen: | Flieglack 7122 | (Probe)
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| | Sondermaschinen:
| | W.Nr. 13 438 | Spachtel 198, | Flieglack 7109
| | W.Nr. 13 439 | Spachtel | Decklack 199
| | W.Nr. 13 440 | Spachtel | Decklack 199 (Probe)
| | W.Nr. 13 442 | Spachtel | Decklack 199
| | | Nach Fertigstellung oben und unten mit Isolierlack IS 238.
| | Farbennersteller (Warnecke u.Böhm)
Auftragverfahren siehe Reisebericht v. Herrn Hagg vom 23.10.41 (Spachteln, Ziehen Scheifen, Spritzen)
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Zustand d. Flugzeuges:
| G2 Serie, mit Eindrahtantenne, ohne Fahrwerksrestabdeckung, ohne Druckanlage. Bei allen Flügen Aussenluftthermometer auf der rechten Flügeloberseite in 2/3 der Flügeltiefe; bei den Flügen 1 bis 6 und 9 Kühlerklappenanzeigestäbe (435 mm lang, 8 mm Ø) in Mitte Kühlerklappe angebracht.
Die Wasserkühler waren während den Messungen von Hand Geschlossen, d.h. der Einlauf betrug entsprechend der F-Kinematik 54 mm, während der Auslauf auf 35 mm aufgedrückt wurde.
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| Pilot: | Schmid
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| Tag der Fluge: | 1.7 – 6.7.42
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| Versuchs- durchführung: | Die Flüge wurden über der Weiner-Neustädter Stoppstrecke durchgeführt. Auf einem Einweisungsflug wurden dem Piloten und Beobachter die Einzelnen Punkte der Stoppstrecke vorgeführt. Die Beiden Strecken liegen unter einem Winkel von 46° zueinander (erstrebenswert 90°)
Die Anflugstrecke 1 führt über einen grossen Teil der Stadt, während die Stoppunkte Unterführung Wöllerdorferstraße und Überführung Steinabrücklerstr. recht gut auszumachen sind. Die Strecke führt 6700 m an der Bahn vorbei über freie Wiesen.
Die Anflugstrecke 2 überquert eine kleine Siedlung während Anflugstrecke 3 wieder über die Stadt führt.
Als Endpunkt der 7200 m langen Strecke 3 and der Pottendorfer Bahnlinie entlang dient eine sehr langgezogene Bahngabel hinter der eine Hochspannung in 20 m Höhe die Messtrecke senkrecht kreuzt.
Diese ist naturgemäss auch beim Anflug der Strecke 4 störend. Auf Grund dieser Tatsachen lässt sich eine Messung nicht mit der Genauigkeit durchführen, wie sie z.B. auf der Augsberger Stoppstrecke erreicht wird.
Besonders ungünstig ließ sich die Bahngabel stoppen, sodass hier die Gefahr einer Fehlmessung nicht von der Hand zu weisen ist, zumal bei Auftragung sämtlicher Windkreise die Tendenz festzustellen war, die Strecke 3 und 4 schneller zu Durchfliegen als die Strecke 1 und 2. Leider liessen sich Protokolle über Vermessung der Strecken oder Messtischblätter zur Prüfung der tatsächlichen Länge überflogen Strecken nicht einsehen. Trotzdem haben diese Momente keinen Einfluss auf die Genauigkeit des geschwindigkeitsvergleiches. Die Absolutewerte sind jedoch mit einer Toleranz von schätzungsweise 7 km/h zu versehen. Im nächsten Bericht werden sich, nachdem die Stoppstrecke von aus vermessen ist, die genauen Werte angaben lassen.
Die Flüge wurden durch Höhen- Fahrt- Lade- und Gebläsedruckschreiber überwacht.
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Ergebnis: | Flug | Vw | Vn | Vnk | Bemerkung
| | 2 | 520 | 517 | 520 | Lack leicht rissig
| | 3 | 518 | 526 | 529 | Böig
| | 4 | 514 | 525 | 528 |
| | 5 | 517 | 526 | 529 | Wiederholung v.3
| | 6 | 520 | 525 | 528 |
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| | 7 | 514 | 515 | 518 |
| | 8 | 520 | 519 | 519 |
| | 9 | 517 | 520 | 520 |
| | 10 | 517 | 515 | 518 |
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| Vw stellt die wahre Geschwindigkeit am Messtag in Messhöhe mit der wirklichen Motorleistung dar, während Vn die Geschwindigkeit am Normaltag in 250 m Höhe bei 1,30 kg/cm2 Lade- und 1,80 kd/cm Gebläsedruck darstellt. Bei Vnk ist der durch die Kühlerstäbe verursachte Geschwindigkeitsverlust von 3 km/h berücksichtigt.
Als durchschnittliche Vergleichswerte erhält man bei sonderbehandelten Maschinen 527 km/h in 250 m Höhe, 520 km/h in 0 m Höhe. Die entsprechenden Werte der Serienmässigen Maschinen liegen bei 519 km/h und 512 km/h. Der Geschwindigkeitszuwachs beträgt damit durchschnittlich 8 km/h.
Die Bearbeitung der Sonderoberfläche erfordert nach Auskunft von Herrn Werksleiter Bauer WNF gegenüber der Serienoberfläche eine längere Arbeitszeit von 107 Std. die sich auf 60 Stunden herabdrücken lassen. Jedoch sind, um die taktmässige Herstellung nicht zu unterbrechen, umfangreiche Vorrichtungen notwendig. Zur mehrstündigen Trocknung müssen Heißvorrichtungen entwickelt werden, um die Maschinen unter dem Hallendach zu trocknen. Aus Platzmangel wäre eine andere Lösung dieses Problems nicht möglich.
Unserer Meinung nach ist der Geschwindigkeitsgewinn nicht so sehr durch die Lackaufbringung als vielmehr durch Spachtelung und anderwertige Sonderbehandlung, die eine Nicht-Serienmaschine immer erfährt, hervorgerufen worden. Siehe beiliegende Lackproben. Diese zeigen keinen merklichen Oberflächenunterschied.
| Augsburg, den 15.7.42
FEV/EK/Go.
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